Die Nachteile, wenn man klein ist
… kompensiert man am Besten, wenn man jemand Großes mitnimmt. Eben dies taten wir auf unserer heutigen Cachetour. Schließlich war schon unser 1. Ziel mit unserer Körpergröße kaum machbar. Ein Nano – oben an einem Verkehrsschild. Ohne Klettern wäre da keiner von uns beiden herangekommen. Aber wir hatten ja den Champster im Boot dabei. Souverän nahm er den kleinen Cachebehälter und reichte ihn mir ins Auto.
Unser eigentliches Ziel war heute aber eine alte Sternwarte. Zwar war sie noch als solche zu erkennen, der Verfall und die Zerstörungswut dummer Menschen haben ihr allerdings schon reichlich zugesetzt. Allerdings waren wir froh, dieses kleine Stück Geschichte noch sehen zu können, bevor es gänzlich vom Erdboden verschwindet. Trotz des Regens war es wieder ein sehr erfolgreicher Ausflug – aber so langsam sind wir ja auch wirklich geübt.
2 Kerle allein im Wald
Na das passt ja perfekt. Man hat einen Tag frei und draußen scheint die Sonne bei milden 8 °C. Also nix wie raus – natürlich wieder zum Geocachen. Diesmal ohne die Goettine, aber trotzdem nicht allein, denn mein Freund Michael war mit von der Party.
Wir hatte da ja letztens noch einige Caches im Luppewald nicht erledigt, da wir schon 11 km auf den Beinen hatten. Also heute von der anderen Seite rangefahren und losgelegt. Was soll ich sagen, wieder 5 erfolgreiche Suchen mehr in der Statistik. Danke an den Micha für die Unterstützung.
Lost Place – Sternburg Brauerei
Unser hundertster Cache sollte etwas ganz besonderes werden, dessen waren wir uns schon von vornherein sicher. Da wir beide uns gern in den so genannten Lost Places herumtreiben, ging es heute nach Lützschena. Vor einiger Zeit waren wir schon einmal dort. Damals um den dortigen Bismarckturm zu besuchen. Auf dem Weg sahen wir schon das letzte Mal dieses faszinierende Objekt, wohlwissend, dass sich in dessen Katakomben ein Geocache befindet. Ich erinnere mich heute noch an meinen Kommentar dazu: „Ich bin doch nicht verrückt und steige dort in den Keller“. Man darf nicht vergessen, dass sich dort schon die Abrissbagger herumtrieben.
Jetzt allerdings, ca. 70 Caches und auch einiger verrückte Erlebnisse später, denkt man über solche Sachen völlig anders. Mir ging nur eins durch den Kopf: „Wenn du dich nicht beeilst, hast du nie wieder die Chance, dieses tolle Objekt zu erkunden“. Und da es ja unsere Nummer 100 werden sollte, war dies der passende Moment für solch einen leicht verrückten Ausflug.
Da die Goettine ja immer die Geschichte mit einbezieht, welche ich stellenweise etwas vernachlässige, will mich an dieser Stelle einmal etwas bessern. Gebaut wurde die Brauerei vom Leipziger Kaufmann und Wollhändler Maximilian Speck von Sternburg. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Brauerei immer weiter und erlebte in der DDR eine wahre Blütezeit.
Das Bier welches man bei der Leipziger Frühjahrsmesse 1966 mit einer Goldmedaille ausgezeichnete, wurde nach Ungarn, Rumänien, Bulgarien und in die Sowjetunion exportiert, sowie bei der Bordverpflegung auf den Schiffen der DDR und in den Flugzeugen der DDR-Fluglinie „Interflug“ eingesetzt. Nach der Wende fiel das Ganze in die Hände der Treuhand. Um es abzukürzen, das letzte Bier wurde am 15. Mai 1991 gebraut. Wer sich die komplette Geschichte der Brauerei durchlesen möchte, kann dies natürlich gern an dieser Stelle tun.
Es war schon ein besonderes Gefühl dieses geschichtsträchtige Gelände zu betreten. Leider sah man schon von außen, dass überall der Zahn der Zeit und Zerstörung genagt hatte. Aber egal, es gab noch eine Menge zu erforschen. Um ehrlich zu sein, dies war mein erster Geocache, bei dem ich es stellenweise komplett vergaß, dass ich ja eigentlich hier war, um ein Versteck zu suchen. Viel zu faszinierend war es, in den alten Gemäuern herumzustrolchen. Man sah anhand der Löcher im Boden sogar noch genau, wo ehemals die riesigen Braubehälter gestanden haben. Dann ging es in die Tiefe, hinunter, dorthin wo ehemals scheinbar das Bier in riesigen Tanks gelagert bzw. gebraut wurde. Gänge, ca. 30 m lang, links und rechts des Weges Bullaugen, welche den Blick auf die großen Behälter freigaben. Die einzigen Messinstrumente waren scheinbar die darüberliegenden Thermometer.
Eine Etage tiefer, das gleiche Bild nur hier stand das Wasser schon etwas zu hoch, um noch weiter zu kommen. In der anderen Richtung gab es allerdings noch einen Weg, der uns direkt in die ehemaligen Bierkeller führte. Riesige Räume, überall lag noch der Hefegeruch in der Luft, obwohl dieser Ort schon lange kein Bier mehr in sich beherbergt hat. Ein wirklich toller Platz, ein perfekter 100ster Cache (welchen wir übrigens gefunden haben) und ein Verlust, wenn er abgerissen wird. Wirkliche sehr schade darum.
Markranstädt
Am Westufer des Kulkwitzer Sees befindet sich die kleine Stadt Markranstädt. Bis zum 2. Weltkrieg war dieses Örtchen unter Anderem für sein „Markranstädter Pils“ bekannt, jetzt kennt man es nur noch wegen dem Badesee „Kulki“. Wir besuchten auf den Spuren eines Multis ein eher unbekanntest Denkmal. Für 349 im I. Weltkrieg gefallene Markranstädter wurde auf 29 qm Grundfläche ein Denkmal errichtet. An vier Tafeln sind die Namen der Gefallenen eingemeißelt. Die benötigten Zahlen waren schnell herausgefunden. Jetzt muss man mit den herausgefunden Zahlen nur noch… ja was tun??? An dieser Stelle endeten unsere fälschlicherweise für vollständig erklärten Notizen! Da half nur noch eins… unser wohlbekannter, vielfach geschätzter Telefonjoker Frosch. Dank ihr konnten wir den Kleinen schnell finden, deshalb auch das breite Lächeln auf meinem Gesicht.
Da wir diese Reise nicht ohne einen Besuch am Kulkwitzer See beenden wollten, suchten wir in einem kleinen Wäldchen am Ufer des Sees einen 2. Schatz. Auf dem Rückweg fuhren wir zu einem „Schandfleck“ in unserer Cacherlaufbahn, einen bereits gesuchten, aber nicht gefundenen Schatz in der Nähe von Bad Dürrenberg. Aber dieses Mal, nach ca. 30 weiteren Gefundenen, konnten wir unsere Schmach tilgen und uns in das kleine Logbuch eintragen.
*Goettine*
Bewegungsprofil: 2,9 km am Klukwitzer See
Leipziger Microkeimzelle
Auch wenn es so klingen mag, dort holt man sich keine Krankheiten. Ok, bei der aktuellen Witterung kann ich dafür zwar nicht garantieren, aber der Name hat eigentlich eine andere Bedeutung. Nahe der Luppe, in einem Waldgebiet bei Leipzig, sind nämlich massenhaft Microcaches versteckt. Man fällt quasi darüber. Schon allein die Vorbereitungen sind allerdings diesmal recht umfangreich ausgefallen, schließlich muss man sich eine Liste der in Frage kommenden Caches machen und es dabei auch nicht übertreiben, denn alles schafft man keinesfalls an einem Tag.
Wir konnten immerhin 7 Caches zu unserer Statistik hinzufügen. Dafür legten wir allerdings auch stolze 11,1 km zu Fuß zurück und das, obwohl die Kälte der Tine ordentlich zusetzte. Sie hielt aber tapfer durch. Desweiteren blieb es mir auch mal wieder nicht erspart, Bäume zu erklimmen. Aber was macht man nicht alles für sein Hobby.
Bewegungsprofil: 11,1 km entlang der Schnur aus Caches
Sehenswürdigkeiten in Goseck
Bis 2002 war das kleine Örtchen Goseck völlig unbekannt, bis man dort die Ausgrabung des Sonnenobservatoriums begann, welches im Oktober 2005 vollständig rekonstruiert wurde.
Es ist eine jungsteinzeitliche Ringgrabenanlage am nordwestlichen Ortsrand von Goseck. Die vor etwa 7.000 Jahren errichtete Anlage gilt als das bisher älteste entdeckte Sonnenobservatorium der Welt und diente der Bestimmung der Sommer- und der Wintersonnenwende.
Die Kreisgrabenanlage ist das mit Abstand älteste bekannte Henge-Monument, rund 2.000 Jahre älter als Stonehenge! Wenn man einmal in Goseck ist, sollte man auch das romanische Schloss besuchen. Ursprünglich war es eine frühmittelalterliche Burg, die als Stammsitz der sächsischen Pfalzgrafen diente. Im Jahr 1041 wurde es zu einem Benediktinerkloster umgebaut.
*Goettine*
Lost Place in Naumburg
Heute besuchten wir die geschichtsträchtige Stadt Naumburg, den Mittelpunkt des nördlichsten deutschen Weinanbaugebietes Saale-Unstrut. Aber wir besuchten nicht den spätromanisch-frühgotischen Naumburger Dom, nicht die Pfarrkirche St. Marien oder das Nietzsche-Haus. Nein, heute gingen wir auf Erkundungstour durch ein altes Herbergsgebäude, welches dem Verfall preisgegen wurde und in dessen Inneren ein kleiner Schatz auf uns wartete.
Das alte Gemäuer verströmte noch einen Hauch von seinem vergangenen Charme. Im Inneren fand man die alte Küche, den ehemaligen Speisesaal und die verlassenen Gästezimmer. Ãœberall nagte der Zahn der Zeit. Die Tapeten hingen von den Wänden, Waschbecken lagen auf dem Boden, alte Kabel ragten Hilfe suchend aus den Wänden, als wollten sie das vorbei huschende Leben festhalten.
Einst rannten Kinder lärmend die Treppen hinauf – jetzt lag alles still, nur das klirren der Glasscherben unter unseren Schuhen störten die unerbittliche Ruhe der Vergänglichkeit.
*Goettine*
Vier Schätze in Halle
Unsere Schatzsuche führte uns heute in ein Gebiet von Halle, in dem die Industrie der Stadt einstmals schillernd blühte. Doch von dem damaligen Treiben, sind heute nur noch marode Industriedenkmäler übrig.
Selbst ich als Hallenserin wusste nicht, dass die verfallenden Gebäude einst die Hildebrandsche Mühlenwerke waren. Hinter der alten Meisterbräu Brauerei schlichen wir umher und suchten unsere Schätze, für die wir im Vorfeld viel recherchiert hatten, da es neben dem einen Multi-Cache drei Mysteries waren.
*Goettine*
Bewegungsprofil: 6,1 km vorbei an geschichtsträchtigen Gebäuden
Teutschenthaler Persönlichkeiten
Die Liste der Persönlichkeiten des 20. Juli 1944 umfasst alle Beteiligten, Mitwisser und Fluchthelfer des gescheiterten Hitler-Attentats. Der bekannteste Name in diesem Zusammenhang ist sicherlich Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Dagegen ist Carl Wentzel eher ein Unbekannter auf der Liste der Ermordeten. Er war ein deutscher Agrarunternehmer und der größte Arbeitgeber in der Region um Teutschenthal. Zu seinem Verhängnis wurde ein Treffen mit Carl Goerdeler, einem bekannten Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Sein Anwesen, das 1883-1885 im Stil der Gründerzeit erbaute Schloss, war heute unser Ausflugsziel. Idyllisch versteckt es sich in einem kleinen Wäldchen direkt in Teutschenthal. Schon allein der Schlossgarten ist ein Besuch wert. An einem Teich schlendert man auf einen kleinen Venustempel zu, vorbei am winterlichen Wäldchen. Ein Hauch aus einer anderen Zeit. Natürlich waren wieder auf Schatzsuche… und natürlich waren wir wieder erfolgreich.
*Goettine*
Bewegungsprofil: 2,2 km durch den Park (dies war aber nur 1 Cache von 4)
Schkopauer Sehenswürdigkeiten
Was liegt zwischen Halle und Merseburg? Das erste woran man denkt, ist das Industriegebiet des ehemaligen Bunageländes. Aber die kleine Gemeinde Schkopau, ein Kleinod aus längst vergangenen Epochen, liegt auch zwischen diesen 2 Metropolen. Bereits im 8./9. Jahrhundert wurde dort eine Wehranlage zum Schutz vor Sachsen und Sorben an der damaligen Reichsgrenze erichtet. Unter Heinrich I. im 10. Jahrhundert wurde sie zu einer Schutzbastion vor den einfallenden Ungarn.
Die frühe Entstehung der Burg als Teil der Grenzbefestigung des deutschen Kaiserreiches im 9. Jahrhundert ist noch heute durch Teile der Bausubstanz und Veränderung der Geländeformen erkennbar. Als es nicht mehr als Wehrburg gebraucht wurde, entwickelte es sich von einer Burganlage zu einem Wohnschloss. Heute werden die alten Gemäuer als Hotel genutzt. Und auch an diesem ehrwürdigem Ort ist ein Schatz vergraben, den wir heute erfolgreich gefunden haben. Ein weiterer Zeitzeuge, der Halbmeilenstein in Schkopau, stand danach auf unserer Besuchsliste. Er wurde erst jetzt wieder restauriert und am historischen Platz neu aufgestellt. Um dieses kleine Bauwerk spinnt sich ebenfals eine Multicache-Geschichte, die wir bravurös gemeistert haben.
So, da die Goettine diesen 1. Teil des Beitrags geschrieben hat, jetzt allerdings Thomas Mann’s Zauberberg auf Arte schaut, ist es an mir, das Ganze zu Ende zu bringen. Eigentlich bleibt mir ja gar nichts mehr hinzuzufügen, außer dass auch dies ein toller Ort ist, dessen Besuch sich auf jeden Fall lohnt.
Ich durfte die Strecke heute allerdings 2x fahren, da mir nach dem 1. Cache (und ca. 25 Fotos) auffiel, dass meine SD-Karte nicht in der Kamera, sondern im Lesegerät am PC steckte. Da half aller Ãrger nichts, wir mussten das gute Stück holen, schließlich wollte ich nicht ohne Bilder zu Hause ankommen. Leider hatte sich der Himmel schon wieder zugezogen, als wir mit dem Speichermedium zurückkehrten. Aber auch so sollten die Bilder zeigen, wie schön es dort ist.
Bewegungsprofil: gemütliche 3,8 km rund ums Schkopauer Schloss