Walpurgisfeuer in Merseburg
Samstag Abend, nahezu eventfreie Stadt, aber trotzdem ist etwas los – Walpurgisnacht. Was liegt da näher, als Feuer zu machen, um die ganzen bösen Geister zu vertreiben. Eben dies wurde in der Metropole Merseburg auch gemacht und man wollte nicht fehlen. Auf dem Weg zu dem Ereignis des Jahres schallte einem schon von weitem Depeche Mode – Enjoy the Silence entgegen. Die Vorfreude steigerte sich ins Unermässliche und dann kam der lange tiefe Fall. Alles schwenkte um, die Freude, die Musik, einfach die Stimmung. Eingeleitet wurde dies mit einem Ohrwurm aus dem Jahr 2004, Dragosti din Tei (so würde ich es jedenfalls schreiben), einfach schrecklich, aber so schnell wollte man den langen Heimweg nun auch wieder nicht antreten, also tapfer weiter. Vorbei an alkoholisierten Jugendlichen und ihren Eltern bahnte man sich den Weg zum Feuer. Ja, zum Feuer, auch wenn man um 20:30 (es war noch hell) ein solches noch nicht wirklich erwartet hatte. Nun gut, es war warm, kuschlig und man konnte sich an seinem Nachbarn schmiegen. Die Gemütlichkeit war leider schnell verflogen, als ein greiser Teufel, der wohl den ganzen Abend das Programm moderieren wollte, die Bühne betrat und einen Merseburger Export höchster Güte ankündigte – die Tanzgruppe Meuschau-Merseburg – ihres Zeichens sogar Weltmeister! Gut, sie kamen dann auch irgendwann und es war wie erwartet, peinlich, langweilig, grausam. Man hatte einfach nur noch das Verlangen, seine Qualen im Feuer zu beenden. Aber so einfach geben wir nicht auf, die Tanzgruppe leider auch nicht und der Moderator erst recht nicht. Es folgte ein Mensch namens Jürgen, man sah ihn nicht, man hört ihn nur und das war nicht gut. Er gab internationale Klassiker aus allen Epochen zum Besten, aber scheinbar schien er die Originale zu hassen. Er spielte nur Coverversionen von mir bisher unbekannten Künstlern, die ich hoffentlich auch schnell wieder vergessen werde. Nach einer Bratwurst, die ich verwirrter Weise mit Ketchup statt Senf bestellt, einem Bier und 1 Flasche Rotwein, brannte auch langsam das Feuer herunter und wir verließen das Schauspiel. Zurück blieben nur die Gestalten, die es an diesem Abend eigentlich zu vertreiben gegolten hatte.