Ich hock in meinem Bonker
Frei nach diesem Motto ging es am Sonntag in Richtung Geiseltalsee.
Auch wenn wir alle noch ein bisschen unter dem, von der Zeitumstellung verursachten, Jetlag litten, wollten wir es uns nicht nehmen lassen, so schnell wie möglich diesen frisch bedosten Bunker zu erkunden.
Eigentlich hatten wir dort selbst etwas geplant, aber wer zuerst malt…. Bei dem Bunker handelt es sich übrigens um einen ehemaligen russischen Führungsbunker vom Typ UK-27/4 welcher in Mitte der 80er Jahre gebaut wurde. Er ist zweietagig und hat eine Nutzfläche von 2900 m².
Genug Platz also, um sich richtig auszutoben.
Auf dem Drahseil
Am Samstag besuchten wir, der bekannten Gewohnheit folgend, ein altes Industriegelände in Leipzig – die ehemaligen Bleichert Transportanlagen die 1881 errichtet worden sind. Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Firma Bleichert führend im Bau von Transportanlagen für Massengüter aller Art. Es wurden Drahtseilbahnen, Kabelkrane und Nahförderanlagen konstruiert und hergestellt.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Firma in eine Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) umgewandelt. 1955 wurde es in VEB Schwermaschinenbau Verlade- und Transportanlagen umbenannt (für alle Cacher: mit der bekannten Abkürzung VTA). 1990 wurde der Stammbetrieb privatisiert und in VTA GmbH umbenannt, aber bereits 1991 folgte die Schließung.
Jetzt liegt das Gebäude verlassen mitten in Leipzigs „Lost-Place-Eldorado“. Obwohl verlassen? Wohl eher nicht! Als wir uns auf den Weg machten die verfallene Ruine zu erkunden, waren wir auf unserer Mission nicht allein. Bereits zu Beginn trafen wir eine Gruppe Gleichgesinnter, der wir uns direkt anschlossen. Und während wir der leitenden (inneren?) Stimme folgten, trafen wir immer mehr Dosenverrückte!
Ja, diese Gemäuer beherbergen einige Höhen, Löcher, Gräben, Kanäle (mit und ohne Wasser – ich stand leider in einem mit) die alle erkundet werden wollten – und das nicht nur von uns. Aber tatsächlich waren wir (das bereits mehrfach erprobte Dreamteam) dieses Mal die begeisterten Zuschauer des Spektakels. (Mit unserer uneingeschränkten Empirie kann man auch mal die Neulinge die erfahrungs-anreichernden Aufgaben machen lassen! An dieser Stelle liebe Grüße an unsere kletternden und kriechenden Begleiter).
Was für ein tolles Hobby bei dem man durch Dreck und Schmutz kraucht, in schwindelerregende Höhen steigt, um am Ende eine Tupperdose in der Hand zu halten! Zum Glück sind wir mit dieser Leidenschaft nicht allein, und es macht immer wieder Spaß, ebensolche Verrückte zu treffen.
Ein erlebnisreicher Tag in sehr netter Gesellschaft!
*Goettine*
Bugra
(Nein, ich habe mich nicht vertippt und es sollte nicht BuGa heißen. Das R ist da schon richtig!)
Diese Abkürzung stammt aus der Zeit als Leipzig noch eine bedeutende „Bücherstadt“ war. Es ist die Abkürzung für die Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik, welche von 1914-1994 in dieser Stadt veranstaltet wurde. Selbst in der DDR wurde diese Tradition fortgesetzt, nur die Wende überlebte sie nicht unbeschadet.
Die letzte Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik, fand unter Abstinenz der großen westdeutschen Maschinenbauunternehmen und Branchenverbände 1993 statt. Die für den August 1994 geplante Ausstellung wurde vier Monate vor Messebeginn abgesagt. Und diese Bugra fand ab 1921 in den Räumen des Deutschen Buchgewerbehauses statt.
Und genau dieses hübsche Neorenaissance-Gebäude steht nun leer und verlassen… nun nicht ganz verlassen, ab und zu sind da ein ein paar „Verrückte“ und erkunden dieses recht gut erhaltene Stück deutscher Buchgeschichte. Und dabei benutzen sie alle möglichen Fortbewegungsarten: entweder auf allen Vieren, mal im Entengang und ab und zu auch mal robbend 😉 !
Was für ein erlebnisreicher Tag! Und wie man auf den Bildern unschwer erkennen kann, hatten wir mal wieder im üblichen Team sehr viel Spaß!